Ein Bergsteiger erzählt aus seinem Alltag
Mit 15 Jahren trat Nicolas Hojac dem Schweizer Alpenclub bei. Seitdem folgt er seiner Leidenschaft, dem Bergsteigen. Der gebürtige Berner bestieg bereits zahlreiche Gipfel. Seine Hausberge, Eiger, Mönch und Jungfrau, bestieg er sogar einmal alle am gleichen Tag innerhalb von 11 Stunden und 43 Minuten. Immer auf der Suche nach neuen Projekten zieht es Nicolas Hojac aber auch in entlegenere Gebiete wie beispielsweise Patagonien, Pakistan und China. In diesem Herbst möchte Nicolas unbekannte Gebiete des Shivlings im nordindischen Teil des Himalayas erkunden.
Wie viel Zeit verbringst du momentan mit Bergsteigen?
Das ist schwierig zu sagen. Ich trainiere rund 15 - 20 Stunden pro Woche. Meine drei Pfeiler für die Vorbereitung auf Bergtouren sind Krafttraining, Ausdauertraining und mentales Training. Kraft trainiere ich in der Kletter- oder Boulderhalle. Meine Ausdauer trainiere ich beispielsweise mit Laufeinheiten und Bergläufen. Effektiv Bergsteigen mache ich mehr für spezifische Projekte. Ich bin viel weniger ein Bergsteiger als z. B. ein Bergführer. Der Grund dafür ist der Risikoaspekt. Wenn ich viel mehr in den Bergen unterwegs wäre und dort trainieren würde, bliebe halt ein Restrisiko und das summiert sich mit der Zeit auf. Von diesem Aspekt heraus versuche ich, immer in einer sicheren Umgebung zu trainieren und vor allem für Projekte in den Bergen unterwegs zu sein.
Ich finde es spannend, dass der Risikofaktor so einen starken Einfluss darauf hat, wie oft du in den Bergen bist.
Ich habe mir früher nie viele Gedanken dazu gemacht. Ich habe mir eher gesagt «ein Restrisiko besteht auch beispielsweise im Strassenverkehr». Ich habe jetzt doch schon einige Kollegen in den Bergen verloren, und das gibt einem auch zu denken. Man beginnt sich damit mehr Gedanken zu dem Risiko zu machen. Jetzt sehe ich das so: Wir haben ein Restrisiko. Wir wissen nicht wie gross dieses Restrisiko ist, aber man kann das Risiko beeinflussen, indem man weniger exponiert unterwegs ist. Das heisst nicht, dass man keine coolen Projekte mehr machen kann, sondern dass man bewusster mit dem Risiko umgeht.
Wie bereitest du dich mental auf Bergtouren vor?
Ich versuche, während des Trainings meine psychischen Grenzen zu finden und zu pushen. Meistens brauche ich am Berg nur 50 Prozent meiner Fähigkeiten. So bewege ich mich am Berg in einem sicheren Bereich.
Welche Projekte stehen bei dir an? Vermutlich konntest du aufgrund der Pandemie einige geplante Projekte nicht durchführen?
Ja, 2020 war recht blöd. Wir wollten eigentlich nach Peru, mussten das dann aber absagen, da zu dieser Zeit ziemlich die Hölle los war.
Im Juli dieses Jahres habe ich ein Filmprojekt zusammen mit Alex Honnold. Dafür sind wir circa einen Monat lang in der Region Chamonix und in den Dolomiten unterwegs. Im Herbst wollen wir dann nach Indien an den Shivling, was ein grösseres Projekt ist. Momentan sieht es noch schwierig aus einreisen zu dürfen, von daher hoffen wir, dass sich das bis im Herbst noch ändert. Wir gehen jetzt mal davon aus, dass es mit den Impfungen möglich sein wird. Wenn man dann am Berg ist, ist man mehr ab vom Schuss; da ist Corona dann weniger das Problem. Es stellt sich mehr vorher die Frage, ob wir für die Einreise nach Indien ein Visum bekommen.
Bist du seit Beginn der Pandemie in der Schweiz geblieben?
Genau. Letzten Sommer haben wir beispielsweise die Spaghetti-Tour in Zermatt gemacht. Das waren 18 Viertausender Gipfel. Das war ein Alternativprogramm und hat auch Spass gemacht.
Wie bereitest du dich auf besonders anspruchsvolle und/oder längere Bergtouren vor? Intensivierst du dein Training vor solchen Touren?
Beim Bergsteigen gibt es zum einen Expeditionen, bei denen man genau weiss, wann man abfliegt. Daraufhin kann man trainieren. Während der Anreise versucht man sich dann fit zu halten. Zum Teil macht es aber keinen Sinn, noch zu trainieren. Wenn man in die Höhe geht, klimatisiert man sich am besten, indem man nichts tut. Unter dem Jahr, wenn ich zum Beispiel ein Projekt in den Alpen habe, ist es wetterbedingt schwierig, einen genauen Zeitpunkt festzulegen. Entsprechend kann man das Training nicht auf einen genauen Tag abstimmen. Ein Leichtathlet weiss beispielsweise, wann er einen Wettkampf hat, und kann sein Training auf diesen Termin abstimmen. Beim Bergsteigen kommt oft alles anders, als man denkt, weil man Zeitpunkte schieben muss, oder die Tour ganz spontan entsteht, weil gute Bedingungen herrschen. Dann macht man vielleicht einen Ruhetag vor Beginn der Tour und legt sich eine Strategie für die Tour bereit. Ich habe mir das so eingeteilt, dass ich vor Expeditionen einen fixen Trainingsplan habe, aber meist weiche ich dann wieder davon ab. Das ist beim Bergsteigen halt ein wenig speziell.
Veränderst du deine Ernährung vor einer Bergtour?
Ein paar Tage vorher mache ich meistens ein Carboloading, indem ich zusätzlich Maltodextrin nehme, um meine Kohlenhydratspeicher zu füllen. Trinken ist für mich sehr wichtig, da ich ansonsten einer bin, der eher wenig trinkt; da muss ich mich immer ein wenig zwingen. Ich schaue schon gut darauf, dass ich vor einem Projekt gut genährt bin.
Welche deiner zahlreichen Bergtouren ist dir am meisten im Gedächtnis geblieben?
Eine der Touren, die mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, war 2015 die Tour mit Ueli Steck, als wir den Seilschafts-Speed-Rekord an der Eiger-Nordwand gemacht haben. Das war sicher eine Tour, die mir besonders positiv in Erinnerung bleibt. Er war ein guter Kollege von mir und ist heute leider nicht mehr unter uns. Diese Tour ist ein Erlebnis, das ich stark mit ihm verknüpfe. Es war natürlich auch sehr intensiv, so effizient und schnell durch diese Wand hindurchzuklettern. Wir sind 3 Stunden und 46 Minuten durch diese Wand geklettert. Das ist schon ein Erlebnis, wenn man einen perfekten Tag hat und die Bedingungen und die eigene Form stimmen. Diese Tour ist auch aus einer Spontanität heraus entstanden, war also nicht geplant. Das war auch sehr cool.
Welchen Stellenwert hat die Ernährung für dich?
Ernährung ist für mich wichtig, ich gehe das Thema aber eher locker an. Ich schaue, dass ich genug zu mir nehme. Ich habe immer ein wenig das Problem, dass ich zu wenig esse oder wenn ich lange Tage habe, dass ich Mahlzeiten auslasse, weil ich keine Zeit dafür habe. Ich bin so erzogen worden, dass ich meine fünf Portionen Gemüse und Früchte pro Tag essen soll, und dass ich mich ausgewogen ernähre. Dieser Gewohnheit versuche ich weiterhin zu folgen. Aber wenn man allein wohnt, ist es halt auch schwieriger, die Motivation aufzubringen, gross zu kochen, als wenn man Zuhause bei der Familie ist und für einen gekocht wird.
Was isst du normalerweise auf einer Bergtour? Alles was du isst, musst du ja schlussendlich auch mittragen. Das macht vermutlich einen rechten Unterschied, was für Nahrungsmittel du mitnimmst, oder?
Ich schaue immer stark darauf, dass ich das, was ich mitnehme, gerne esse. Generell nimmt der Appetit in der Höhe ab. Wenn man dann etwas mitgenommen hat, was einem nicht wirklich schmeckt, isst man das dann meist einfach nicht. Auf 6000 Metern oder so funktionieren für mich Energieriegel und -gels nicht mehr. Zum einen werden die Riegel in der Kälte sehr hart, sodass man sie fast nicht mehr beissen kann. Zum anderen ist das Geschmacksempfinden in dieser Höhe anders. Daher esse ich eher Dinge wie Käse, Brot, Datteln, Nüsse, Biberli, Kräcker, Trockenfleisch oder Salami. Hier in den Alpen habe ich aber teilweise schon Gels oder Power-Gums dabei. Wenn man sich in dieser Höhe sportlich betätigt, merkt man weniger durch das Hungergefühl, dass man etwas essen sollte, als mehr dadurch, dass man einen Energieeinbruch hat.
Macht das Gewicht der Nahrungsmittel einen Unterschied für dich?
Ja, vor allem bei Speed-Projekten kommt es schon drauf an, wie viel Gewicht man dabeihat. Generell habe ich immer zu viel dabei, ich bin fast noch nie ohne Nahrungsmittel wieder Zuhause angekommen.
Das Wasser macht sicherlich auch einen grossen Teil des Gewichts aus. Du hast vorhin erwähnt, dass du eher wenig trinkst. Hast du ein Trinkplan, um dem ein wenig entgegenzuwirken?
Ja, also ich versuche, jede Stunde etwas zu trinken. Je nach Tour hat man mehr oder weniger Zeit, regelmässig etwas zu trinken. Dann kann es schon vorkommen, dass man bis zu zwei Stunden nichts trinkt. Es ist immer schwierig abzuschätzen, wie viel Flüssigkeit man benötigt. Auf der Spaghetti-Tour beispielsweise haben wir ungefähr eineinhalb Liter über circa 13,5 Stunden getrunken. Im Vergleich zu der Menge, die beispielsweise ein Radsportler trinkt, ist das sehr wenig. Aber viel mehr Flüssigkeit kann und will man im Bergsport nicht mitnehmen.
Wie gestaltest du deine Ernährung nach einer anstrengenden Bergtour?
Ich schaue sicher, dass ich nach der Belastung schnell etwas zu mir nehme. Teilweise ist es auch schwierig, nach sehr langen und anstrengenden Touren etwas zu essen, weil man fast keinen Appetit hat. Das ist komisch, weil man weiss, man sollte aufgrund der stundenlangen Anstrengung grossen Hunger haben. Ich versuche dann trotzdem, genügend zu trinken und zu essen, um die Speicher wieder aufzufüllen.
Hast du diese Dinge recherchiert oder eher mit der Zeit durch eigene Erfahrungen festgestellt?
Das habe ich alles ziemlich schnell an mir selbst entdeckt. Ich habe schon diverse Lebensmittel mitgetragen mit dem Plan, diese während der Tour zu essen. Während der Tour habe ich diese dann doch nicht gegessen, da sie mir zu wenig geschmeckt haben. Natürlich habe ich aber auch einige Dinge von Kollegen mitbekommen, aber es ist viel auch ein Ausprobieren. Von Person zu Person sind diese Erfahrungen zur Ernährung am Berg aber teils auch ganz unterschiedlich.
Wie ernährst du dich, wenn du in weit entfernte Länder gehst? Isst du lokal oder kochst du deine eigenen Mahlzeiten?
Wir essen eigentlich immer lokal. In Patagonien beispielsweise mussten wir alles selbst einkaufen und kochen. Im Himalaya oder in Indien gibt es meistens Köche im Base Camp, die einkaufen und kochen. Sie kochen in der Regel eine Mischung aus europäisch und lokal. Beim Essen ist es halt immer schwierig, dass man keine Krankheiten aufgreift; speziell heikel ist die Anreise. Wenn man dann oben im Base Camp ist, ist das meist kein Thema mehr, da die Köche sich gut mit Hygieneregeln auskennen. Bei der Anreise achtet man darauf, immer gut die Hände zu waschen und kritische Lebensmittel zu meiden. Man bereitet sich sehr lange auf solche Touren vor und dann wäre es sehr ärgerlich, mit einer Lebensmittelvergiftung ins Base Camp zu kommen. Ich hatte bisher zwei Lebensmittelvergiftungen auf Reisen. Einmal auf der Hinreise nach Pakistan hatte ich Linsen, die nicht mehr gut waren. Das andere Mal war in China, als wir etwas am Strassenrand gegessen hatten. Da war das ganze Team betroffen, auch die lokalen Teammitglieder vor Ort. Es lag also nicht nur an unseren unerfahrenen Mägen.
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